Trostgründe für die unglücklichen, die am 29sten Februar geboren sind von Georg Christoph Lichtenberg

Folgenden Text widme ich allen, die heute am 29.2.2008 Geburtstag haben. Die Jüngeren benötigen vielleicht Trost – die Älteren freuen sich, dass sie seltener Geburtstag haben und somit langsamer älter werden :).

Trostgründe für die unglücklichen, die am 29sten Februar geboren sind

Georg Christoph Lichtenberg

Man mag sagen, was man will, so ist ein Mensch, der nur alle vier Jahre einen Geburtstag hat, immer kein Mensch wie andere. Ja, einer der in seinem Leben der Geburtstage zu wenige hat, kommt mir in mancher Rücksicht nicht viel glücklicher vor, als die weitläufige Klasse von armen Teufeln, die der Väter zu viele haben; denn was ist dem unsterblichen Wesen, das in uns wohnt, angenehmer als zu sehen, ja unter der Hand auch wohl gar zu schmecken und zu riechen, daß sich außer ihm noch Wesen derselben Art seiner Existenz und seines Lebens freuen? Wäre auch die Freude dieser Wesen nicht immer die aufrichtigste, wovon man wohl Beispiele hat, gut, so ist es nicht minder angenehm zu sehen, daß diese Wesen es doch nötig finden müssen, so zu tun, als freuten sie sich. Jene aufrichtige Freude verrät zwar Liebe, das ist wahr; die nicht aufrichtige dafür aber Furcht und Respekt, die in sehr vielen Fällen unendlich mehr wert sind. Von diesen Freudenbezeichnungen nun verliert das unglückliche Geschöpf, das am 29sten Februar geboren ist, nach einer leichten Berechnung, in seinem Leben wenigstens bare 75 Prozent in Vergleich mit andern Menschen. Das ist etwas hart. Es sei nun das, was eingebüßt wird, ein Wunsch in Prosa, ein Carmen oder ein wirkliches Gedicht; es seien Bänder, Blumen, Kuchen, Feuerwerke, Illuminationen und Kanonaden, so sind immer die 75 Prozent davon weg wie weggeblasen. Ja, die Sache kann sehr wichtig werden. Gesetzt, der Unglückliche sei der Regent eines Reichs oder einer Stadtschule, der das Recht hat, freiwillige Geschenke an seinem Geburtstage zu erpressen, wie kann ein solcher ein Geschenk verlangen, das an einem Tage zahlbar ist, der in drei Jahren gegen eins gar nicht existiert? Sind die 29sten Februare in Jahren, wo dieser Monat nur 28 hat, also nicht die wahren Calendae graecae (griechische Kalenden – bezeichnet scherzhaft den Nimmermehrstag, weil es im griechischen Kalender im Gegensatz zum römischen keine Calenden gab)? Ja, wenn die griechischen Calendae bloß ein poetisches Nichts sind, wofür sich sublime, antiquarische Pedanterei diesen artigen Ausdruck schuf, so sind die 29sten Februare dreimal in vier Jahren ein wahres, solides, prosaisches Nichts des gemeinen Lebens und der alltäglichen Haushaltung; das ist ganz was anderes. Von jenem spricht man, und dieses fühlt man. – Das Bisherige galt bloß das Physische bei dieser Verkürzung; von der moralischen Seite ist der Verlust noch sehr viel größer. Denn, da jeder Mensch bekanntlich an seinem Geburtstage sich irgend etwas künftig zu tun oder zu lassen ernstlich vornimmt, z. B., wie D. Johnson, künftig früher aufzustehen oder die Bibel im nächsten Jahre ganz gewiß durchzulesen oder, wie jene Dame, keinen Branntwein mehr zu trinken; so kommt ein solcher Mensch natürlich auch um alle diese heilsamen Entschließungen, und man weiß wohl, wie es mit der Ausführung steht, wenn man gar nicht einmal zur Entschließung kommen kann. – Aber der Neujahrstag, sagt man, bleibt ihnen doch noch. – Das ist keine Antwort, den Neujahrstag haben die gewöhnlichen Menschen auch, also den 75 Prozenten geht auch hier nichts ab. Ja, was endlich das Traurigste ist, so wird dieses Unheil, wie manches andere, das uns dieses Jahrhundert zugeführt hat, ebenfalls gegen das Ende desselben ärger. Wenn nämlich das Jahr 1796 vorbei ist (das letzte Schaltjahr in diesem Jahrhundert), so haben wir in acht Jahren keines wieder. Also ein Kind, das den 29. Februar 1796 geboren würde und etwa den 28. Februar 1804 stürbe, wäre acht Jahre alt geworden, ohne einen einzigen wahren Geburtstag erlebt zu haben, den kümmerlichen etwa ausgenommen, an dem es geboren worden ist, der gar nicht in Rechnung kommen darf und kann und in dem wahren Gratulantensinn des Worts kein eigentlicher Geburtstag ist. – Doch nun nicht eine Silbe weiter in diesem Ton, der, wie wir selbst fühlen, schon zu lange gehalten worden ist. Wir würden dieses lächerliche Thema gar nicht berührt haben, wenn nicht die Frage: wann soll ein am 29. Februar Geborner seinen Geburtstag feiern, in einem berühmten Journal ziemlich ernstlich aufgeworfen und – unbeantwortet geblieben wäre. Hier ist die Antwort und der Trost:

Der Mensch wird zwar an einem gewissen Tage, an einem gewissen Datum geboren, allein sein Eintritt in die Welt, sein erster Atemzug ist das Werk eines Augenblicks. In diesem Punkt von Zeit steht die Sonne in einem gewissen Punkt der Eklipik (Erdbahnebe). Er wird also genau ein Jahr alt sein, wenn die Sonne das nächste Mal wieder in demselben Punkt der Eklipik steht, und der bürgerliche Tag, in welchen jener Zeitpunkt fällt, ist der Geburtstag des Menschen im eigentlichen Verstande, er heiße nun übrigens im Kalender, wie er wolle. Dieses ist, dünkt mich, sehr klar. Das Problem: wann soll ich meinen Geburtstag feiern, wenn ich am 29. Februar geboren bin, wird also auf folgende Weise vollkommen aufgelöst werden und, im Rezept- und Problemlösungsstil abgefaßt, etwa so lauten:

1) Laß dir die Sekunde, Minute oder die Stunde deiner Geburt sagen, oder nimm den Tag aus dem Kirchenbuch. Weil du aber doch nicht den ganzen Tag über geboren worden bist, so mußt du im letzten Fall etwas Bestimmtes annehmen, z. B. die Mitte des Tages, also mittags um zwölf.

2) Suche in einem astronomischen Kalender für das Jahr deiner Geburt den Ort der Sonne (ihre Länge) für diesen Zeitpunkt. Kannst du ihn selbst berechnen, so ist es desto besser, alsdann würdest du aber eine so einfältige Frage vermutlich gar nicht tun.

3) Suche ebenfalls im Kalender von dem Jahre, da du deinen Geburtstag feiern willst, den Tag, da die Sonne genau dieselbe Länge hat, dieser Tag ist dein Geburtstag, er heiße nun wie er wolle. Wenn du so verfährst, so wirst du etwas bemerken, das dich frappieren wird, vorausgesetzt, daß du von der Sache, wovon hier die Rede ist, gar nichts verstehst, nämlich, daß du, wenn du auch an jedem andern Tage, z. B. den 1. Mai, geboren wärest, du dennoch deinen Geburtstag unter gewissen Umständen zuweilen den 30. April, zuweilen den 2ten Mai feiern müßtest, und daß selbst die Geburtstage der höchsten Potentaten öfters ganz falsch gefeiert werden, und folglich der am 29sten Februar Geborne nicht gerade immer der einzige ist, der seinen Geburtstag an einem andern Monatstage feiern muß als dem, den ihm die gewöhnliche Methode anweist. Dieses gründet sich auf dem Umstand, daß das Jahr nicht numero rotundo aus 365 Tagen, sondern ungefähr aus 365 Tagen und 6 Stunden besteht, wir aber bei unseren bürgerlichen Geschäften uns unmöglich mit solchen Brüchen von Tagen abgeben können. Daher geht es denn auch wirklich dem Jahr selbst nicht besser als uns und den hohen Potentaten. Seine Geburtsstunde wenigstens wird dreimal unter vieren falsch gefeiert. Man freut sich oft über den Tod des alten Jahres mit Jubel, wenn es wirklich noch 18 Stunden schmachtet, und gratuliert dem neuen 18 Stunden vorher, ehe es geboren wird u. s. w. Folgende Tabelle wird völlig hinreichen, den zu leiten, der, am 29sten Februar geboren, an seinem Geburtstage gern so schmausen wollte, daß von seiten des Kalenders nichts dagegen eingewendet werden kann.

Wer am 29sten Februar morgens um 12 Uhr geboren ist, feiert seinen Geburtstag oder eigentlich Geburtsstunde, das nächste Jahr den 28. Februar morgens um 6,
das 2te Jahr den 28. Februar mittags um 12,
das 3te Jahr den 28. Febr. abends um 6,
das 4te Jahr den 29. Februar um 12 des Morgens.

Am 29. Februar um 6 des Morgens geboren:
das 1ste Jahr den 28. Februar um 12 des Mittags,
das 2te Jahr den 28. Februar um 6 des Abends,
das 3te Jahr den 28. Februar um 12 des Nachts oder den ersten März,
das 4te Jahr den 29. Februar um 6 des Morgens.

Am 29. Februar um 12 mittags geboren:
das 1ste Jahr den 28. Febr. um 6 des Abends,
das 2te Jahr den 28. Febr. um 12 des Nachts oder am ersten März,
das 3te Jahr den ersten März um 6 Uhr des Morgens,
das 4te Jahr den 29sten Februar um 12 des Mittags.

Am 29. Februar abends um 6 geboren:
das 1ste Jahr den 28. Februar nachts um 12 oder am ersten März,
das 2te Jahr den 1. März um 6 des Morgens,
das 3te Jahr den 1. März um 12 mittags,
das 4te Jahr den 29. Februar um 6 des Abends.

Man sieht hieraus, daß man seine Geburtsstunde, wodurch der Geburtstag bestimmt wird, jedes Jahr um 6 Stunden später feiern muß, so lange bis das Schaltjahr die Sache wieder ins Gleichgewicht bringt. Nun noch ein paar Worte für das Jahr 1800, das kein Schaltjahr sein wird. Ein Kind, das z. B. den 29. Februar 1796 nachts um 11 Uhr geboren würde, muß nach dieser Regel im Jahr 1803 seine Geburtsstunde sogar den 2ten März abends um 5 Uhr feiern. Warum das Jahr 1800, auch das 1900, kein Schaltjahr sein wird, sondern erst das 2.000 wieder (vorausgesetzt, daß sonst alles beim alten bleibt), wollen wir im Kalender für das Jahr 1800 erklären. Man wird aber sehr viel besser tun, es bis dahin selbst zu lernen. Nun das Resultat ist kurz. Will man seinen Geburtstag oder vielmehr die Stunde nur jedesmal alsdann feiern, wenn Datum und Tageszeit zugleich eintreffen, so kann sie jeder Mensch überhaupt nur alle vier Jahre einmal richtig feiern. Der am 29sten Februar Geborne verfährt also sehr richtig, wenn er seinen Geburtstag bald den 28. Februar bald den ersten März feiert. Der Unwissende glaubt, er irre, da er doch nicht irrt. Der an einem andern Tage Geborne, der ihn nach dem Datum feiert, irrt oft wirklich, allein es merkt es niemand. So kommt es also auch hier wie bei tausend andern Vorfällen des Lebens auf Lage und Umstände an. Nachdem diese günstig sind oder ungünstig, kann man bald mit allen seinen Irrtümern für weise und bald mit aller seiner Weisheit für ein gar irriges Schaf gehalten werden.

Quellen: http://gutenberg.spiegel.de/ und http://www.computus.de/lichtenberg/trostgruende.html

Theelied – von Ludwig Uhland

Theelied.

Ihr Saiten, tönet sanft und leise,
Vom leichten Finger kaum geregt!
Ihr tönet zu des Zartsten Preise,
Des Zartsten, was die Erde hegt.

In Indiens mythischem Gebiete,
Wo Frühling ewig sich erneut,
O Thee! du selber eine Mythe,
Verlebst du deine Blüthezeit.

Nur zarte Bienenlippen schlürfen
Aus deinen Kelchen Honig ein,
Nur bunte Wundervögel dürfen
Die Sänger deines Ruhmes sein.

Wann Liebende zum stillen Feste
In deine duft’gm Schatten fliehn,
Dann rührest leise du die Aeste
Und streuest Blüthen auf sie hin.

So wächsest du am Heimathstrande,
Vom reinsten Sonnenlicht genährt.
Noch hier in diesem fernen Lande
Ist uns dein zarter Sinn bewährt.

Denn nur die holden Frauen halten
Dich in der mütterlichen Hut;
Man sieht sie mit dem Kruge walten,
Wie Nymphen an der heil’gen Fluth.

Den Männern will es schwer gelingen,
Zu fühlen deine tiefe Kraft;
Nur zarte Frauenlippen dringen
In deines Zaubers Eigenschaft.

Ich selbst, der Sänger, der dich feiert,
Erfuhr noch deine Wunder nicht;
Doch was der Frauen Mund betheuert,
Ist mir zu glauben heil’ge Pflicht.

Ihr aber möget sanft verklingen,
Ihr meine Saiten, kaum geregt!
Nur Frauen können würdig singen
Das Zartste, was die Erde hegt.

Weitere Gedichte von Ludwig Uhland finden Sie unter www.uhland-gedichte.de.

Generation doof – ein neuer Bestseller aber

Das Buch mit diesem Titel von Stefan Bonner und Anne Weiss ist aktuell ein Bestseller. Gelesen habe ich es leider noch nicht, plane ich aber noch.

Allerdings stellt sich mir schon beim Titel die Frage: Erwarten wir vielleicht einfach zu viel von unseren Kindern bzw. der aktuellen Kindergeneration?

Sicherlich konnte die Generation meiner Großeltern eine Vielzahl von Gedichten aufsagen, was ich bei meinem Opa auch immer bewundert habe. Und auch meine Eltern haben noch sehr viel mehr über deutsche Geographie gelernt als ich, aber was haben sie auch alles nicht gelernt oder nicht lernen müssen. Und dabei meine ich aber nicht nur das schulische Lernpensum, was auf jeden Fall zugenommen hat bzw. sehr viel weiter geht als früher (insbesondere in den naturwissenschaftlichen Fächern, der Mathematik und Informatik), sondern auch das, was heutige Generationen für das normale tägliche Leben lernen müssen. Ihre Umwelt ist einfach mit sehr viel mehr Reizen erfüllt, als das noch vor einigen Jahren uns besonders vor einigen Jahrzehnten war. Nicht zuletzt ist das natürlich auch der Fall durch die Vielzahl an elektronischen Geräten und Spielzeugen im täglichen Leben.

Warum aber empfinden wir die aktuelle Generation vielleicht als doof? Weil bei unserer Ausbildung noch andere Schwerpunkte gesetzt wurden und wir immer unser Wissen und nicht unser Unwissen vergleichen. Denn sicherlich würden wir eine Vielzahl von Themenbereichen finden, in denen die aktuelle Generation uns etwas voraus hat.

Die häufig sehr plakativ in den Medien aufgeführten Vergleiche bzw. Tests beziehen sich nämlich meistens auf das sogenannte Allgemeinwissen und es werden oft geographische Kenntnisse abgefragt. Oder man bezieht sich bei der Beurteilung auf Rechtschreibschwächen. Gehen diese aber vielleicht nicht auch auf geänderte Lehrformen und insbesondere eine andere Schwerpunktsetzung zurück. Man sollte vorher z.B. mal genau vergleich, was Grundschulkinder heute lernen – welche Themenbereiche, welche Umfänge, welche Detailtiefe – und was wurde ihnen noch vor 30 Jahren gelehrt.

Nach Durchsicht der Rezensionen auf Amazon.de werde ich mir das Buch wohl doch nicht anschaffen oder auf jeden Fall vorher noch mal ein wenig in ihm blättern (das Schöne am Offline-Bücherkaufen!).

Empfehlen kann ich aber das Buch „Ökonomie 2.0“ von Norbert Häring und Olaf Storbeck. Dort wird u.a. auch das Thema Intelligenz heutiger Kinder behandelt und die Autoren kommen zu folgendem Urteil: „… Oder können unsere Kinder einfach mehr als wir im gleichen Alter? Sind sie klüger? Aller Wahrscheinlichkeit nach ist Letzteres der Fall. Es ist nämlich erwiesen, dass die Intelligenzquotienten von Generation zu Generation kräftig steigen. …“ (Kapitel 5 – Jenseits von Pisa, Lieber Papa gib doch zu, dass ich klüger bin als du.).

Das würde ja meine vorherige These unterstreichen.

Was denken Sie zu diesem Thema?

Morgen ist Valentinstag – hier noch ein Gedicht


V – oller Glück
A – ugen strahlen
L – ippen sind rosig
E – in und alles
N – ur Du
T – ausend Küsse
I – nnigste Liebe
N – ie wieder ohne Dich
S – uper Gefühl
T – olle Gemeinschaft
A – lles für Dich
G – lückselig bin ich!

Achim Schmidtmann

Ich kann dich nie vergessen – ein Valentinsgedicht

Ich kann dich nie vergessen

Wie könnt ich dein vergessen!
Dein denk ich allezeit.
Ich bin mit dir verbunden,
mit dir in Freud und Leid.
Ich will für dich im Kampfe stehen,
und sollte es sein, mit dir vergehen.
Wie könnt ich dein vergessen!
Ich weiß, was du mir bist,
solang ein Hauch von Liebe
und Leben in mir ist.
Ich suchte nichts als dich allein,
als deiner Liebe wert zu sein.
Wie könnt ich dein vergessen!
Ich weiß, was du mir bist.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

Valentinsgedicht – Gedicht zum Valentinstag

Mein lieber Schatz!

Ich bin so froh über uns zwei,
alles andere ist mir einerlei.
Du kannst mir so viel Freude machen
mit Deinem wundervollen Lachen.

Wenn Deine Augen freudig strahlen
und vom Glücke nur so prahlen,
das ist ganz einfach wundervoll,
dafür lieb ich Dich ganz doll.

Dein Mund, er ist so süß und lieblich
darum komm her und küss mich.
Ich bin so froh, dass es Dich gibt,
ich bin ja so in Dich verliebt!

Achim Schmidtmann