Haben Sie die Kerner-Show am Montag gesehen?
Nein, dann haben Sie Glück gehabt, denn es war wohl eine der schlechtesten Leistungen von J. Kerner – parteiisch vom Anfang bis zum Ende.
Man mag über Eva Hermann und speziell Ihre Bücher denken, was man will. Ich habe beide nicht gelesen und wage mir kein Urteil zu erlauben.
Bis zu dieser Sendung habe ich auch nur gedacht, wie dumm ist diese Frau nur, dass Sie das Mutterbild in der NS-Zeit als gut hervorhebt, wo in dieser Zeit Mütter doch in jeglicher Hinsicht für das wohl grausamste und menschenverachtenste Regime aller Zeiten missbraucht wurden.
In dieser Sendung bekam ich nun aber die Möglichkeit, Eva Hermanns wirkliche Worte zu hören (und lesen als Untertitel). Und diese zu verstehen – als gehörtes Wort – ist nicht einfach, da Frau Hermann etwas krude formuliert. Doch es gibt den gesamten Zusammenhang nun auch in Textform unter http://www.welt.de/fernsehen/article1252525/Eva_Hermans_Auftritt_bei_Kerner_im_Wortlaut_1.html:
(Der Radiomitschnitt wird eingespielt.) „Wir müssen den Familien Entlastung und nicht Belastung zumuten und müssen auch eine Gerechtigkeit schaffen zwischen kinderlosen und kinderreichen Familien. Und wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland auch wieder wertschätzen lernen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus und der darauf folgenden 68er-Bewegung abgeschafft wurde. Mit den 68ern wurde damals praktisch alles das, alles, was wir an Werten hatten, es war eine grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle, es ist damals eben auch das, was gut war, und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt – das wurde abgeschafft.“
Wenn ich richtig lesen kann, so lese ich hier, dass das Bild der Mutter in Deutschland mit dem Nationalsozialismus und der darauf folgenden 68er-Bewegung abgeschafft wurde – „auch das, was gut war, und das sind Werte, … – das wurde abgeschafft“ – oder lesen Sie das anders. Wo steht hier, dass der Nationalsozialismus das gefördert oder erst geschaffen hätte – nirgendwo!
Wenn dieses wirklich das von Frau Hermann Gesprochene ist, so wurde ihr mit den Verkürzungen in den verschiedensten Medien und mit dem Rausschmiss beim NDR ein großes Unrecht angetan. Und in der Kerner Runde ging das weiter. Scheinbar hat Herr Kerner selbst diese Sätze nie vorher im Zusammenhang gelesen. Schlimmer aber noch als Kerner fand ich den Historiker Wippermann, der scheinbar ebenfalls überhaupt nicht mal nachgelesen hat, was Frau Hermann überhaupt gesagt hat. Ihm genügte es wohl – so schien es mir – die Aussagen der Medien wiederzugeben und dieses zu kritisieren. Damit hat er natürlich recht, aber das hat Frau Hermann ja auch gar nicht gesagt.
Sehr sonderbar, wie hier mit wirklich Gesagtem und falsch Zitiertem umgegangen wurde. Leider ist das wohl recht häufig der Fall und hier nur besonders krass vorgeführt worden.
Auch in der Folge der Sendung werden Frau Hermanns Worte weiter von der Presse verdreht – es geht um die Benutzung des Begriffes „gleichgeschaltet“ – Frau Hermann begründet die Benutzung des Begriffes folgendermaßen (sicherlich keine wirklich gute Begründung, aber auch nicht falsch):
„Herman: Natürlich ist er da benutzt worden. Aber es sind auch Autobahnen damals gebaut worden und wir fahren heute drauf. Moment.“
Lesen Sie den Zusammenhang unter http://www.welt.de/fernsehen/article1252851/Eva_Hermans_Auftritt_bei_Kerner_im_Wortlaut_2.html
Und einige Meinungen zur Sendung unter: http://www.rp-online.de/hps/client/opinio/public/pjsub/production_long.hbs?hxmain_object_id=PJSUB::ARTICLE::236269&hxmain_category=pjsub::opinio::/auto___verkehr/sonstiges
Also denken Sie über Eva Hermann wie sie wollen. Ich kaufe mir Ihre Bücher sicher nicht.
Allerdings ist das, was einige Medien und gewisse Vertreter von ihnen hier getan haben und tun auf jeden Fall nicht richtig!
Bleiben Sie bei dem Gesagten und verdrehen Sie den Menschen nicht das Wort im Munde!