TELL UND SEIN KIND – aus der „Des Knaben Wunderhorn“ – Unter diesem Titel veröffentlichten Clemens Brentano und Achim von Arnim von 1805 bis 1808 eine Sammlung von Volksliedtexten in drei Bänden.
Abgeschrieben vom Giebel eines Hauses in Arth in der Schweiz
durch Arnim, siehe Französische Miszellen III S. 82
Tell
Zu Uri bei den Linden
Der Vogt steckt auf den Hut
Und sprach: „Ich will den finden,
Der dem kein Ehr antut.“
Ich tat nicht Ehr dem Hute,
Ich sah ihn kühnlich an.
Er sagt: „Du traust dem Mute,
Will sehn, ob du ein Mann!“
Er faßt den Anschlag eitel,
Daß ich nun schieß geschwind
Den Apfel von dem Scheitel
Meinem aller liebsten Kind.
Kind
Ach, Vater, was hab ich getan,
Daß du mich also bindest an?
Tell
Mein Kind, schweig still, mein Herz schonst groß,
Ich hoff, es soll mein Pfeilgeschoß
Kein Schaden dir bereiten,
Du trägst kein Schuld und ich kein Sünd,
Ruf nur zu Gott mit mir, mein Kind,
Gott wird den Pfeil schon leiten.
Halt auf dein Haupt, richt dich nur auf,
In Gottes Namen schieß ich drauf,
Der gerechte Gott soll leben!
Kind
Ach, Vater mein, Gott mit uns hält,
Der Apfel von dem Scheitel fällt,
Gott hat den Segen geben.